Gestalter stellen sich der Aufgabe, Fakten, Inhalte und Daten zu sehen, zu erkennen, zu verstehen, zu verinnerlichen, zu hinterfragen, zu analysieren und zu interpretieren, um diese in eine visuelle Sprache zu übersetzen. Sie entcodieren und codieren, um schließlich vom Betrachter wieder entcodiert zu werden. So bewegt sich der Gestalter als inhaltlicher Übersetzer zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung – was impliziert, dass der Gestaltungsprozess auch ein Risiko in der Wahrnehmung aufbringt und in sich verbirgt. Dabei stellt sich der Gestalter der Herausforderung, das Ziel und die Aufgabe niemals außer Acht zu lassen und sein Handeln immer auf einer Idee beruhend zu verfolgen.
Als Ausgangspunkt dieser empirischen Studie stellt sich somit die Frage, woher die Idee, der erste Impuls kommt? Oftmals wird das gestalterische Handeln als aus dem Bauch heraus bzw. intuitiv beschrieben. So entsteht im Moment der Auslösung, der Reizung, direkt ein Bild vor dem inneren Auge – dem sogenannten inneren Monitor.
Das Forschungsexperiment gliedert sich in zwei Teile: Das Formen-Sehen beim Hören eines Tons und das Visualisieren von Begriffen (Zeitintervalle, Charakter- und Tonalitätsbegriffe, Wie-Worte, Nicht-Dinge, Wortneuschöpfungen), das den Bezug zur Sequenz-Raum-Synästhesie verdeutlicht.
Im ersten Teil wurden die Teilnehmer gebeten, sekundenschnell nach dem Sinnesreiz des Hörens eines Tons, Geräuschs oder Klangs, das Bild, das sich vor ihrem inneren Augen dazu bildet, festzuhalten und zu zeichnen. Die Frage lautete: Welche Form, Farbe oder Gestalt siehst du beim Hören? Dabei war es wichtig, diese intuitiv, nicht assoziativ und ohne große Überlegung zu visualisieren. Ebenso sollten im zweiten Teil der Studie die Begriffe in eine formale Sprache übersetzt werden.
Die Testrunden wurden mit Gestaltern, mit Personen anderer Berufsgruppen sowie mit Synästhetikern durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass die Ergebnisse von Gestaltern und Synästhetikern stark ähnelnde Indikatoren zeigen. Personen anderer Berufe (Nicht-Kreativschaffende) haben entweder nichts visualisieren oder ihre Bilder nur durch Assoziationen und intermodulare Analogien fixieren können. So ist eine Sammlung an übersetzten Visualisierungen, die sich durch Formen, Zeichen und Bildern unterschiedlichster Art auszeichnet, entstanden.
Die Bilder, Formen und Zeichen der Gestalter werden hier unter Töne & Formen sowie Übersetzung von Begriffen als Archiv aufgelistet und präsentiert. Zukünftig soll sich diese Sammlung erweitern und als Inspirations- und kreatives Workshoptool festigen.